Denkmalpflege
Denkmalpflege als Disziplin und als Arbeitsgebiet der Fachstellen mit öffentlichem Auftrag umfasst theoretische Klärungen sowie praktische und administrative Massnahmen für den Schutz und die Instandhaltung von ortsgebundenen Kulturgütern. Kulturgüter sind Objekte und Stätten, die für die Allgemeinheit als Zeugnisse der geistigen Tätigkeit, des Kunstschaffens oder des gesellschaftlichen Lebens von Bedeutung sind. Seit über hundert Jahren nimmt der Bund Aufgaben der Denkmalpflege wahr. Jede Generation stellt neue methodische Fragen (beispielsweise Fragen zu Rekonstruktionen) und hat sich mit neuen Rahmenbedingungen auseinander zu setzen (beispielsweise Beschränkung der staatlichen Mittel).
Denkmäler sind ortsgebundene Objekte, die geschichtlichen Zeugniswert haben. Denkmäler können Zeugnisse jeglichen menschlichen Wirkens sein, historischer Ereignisse und Entwicklungen, künstlerischer Leistungen, sozialer Einrichtungen, technischer Errungenschaften.
Als materielle Zeugnisse der Geschichte sind nicht bloss Denkmäler zu erhalten, die heute positiv gewertete Seiten der Geschichte dokumentieren, sondern auch solche, die an Unrecht und erlittenes Leid erinnern oder über deren Verständnis keine Einigkeit besteht.
Denkmäler sind bestimmt durch ihre überlieferte Materie; diese macht die Authentizität der Denkmäler aus.
Die Authentizität des Denkmals, d.h. die Existenz des Denkmals in seiner möglichst vollständig überlieferten Materie mit all ihren Zeitspuren, ist Voraussetzung dafür, dass heutige, aber auch spätere Generationen seine Vielschichtigkeit erkennen und interpretieren können. In solcher Erkenntnis und Interpretation liegt die Chance zu einem vertieften und stets neuen Denkmalverständnis.
Nur wenn das Denkmal in seiner als historisch bedeutsam bewerteten Materialität, seiner Substanz, nicht geschmälert wird, kann es als Ausdruck bestimmter historischer Umstände interpretiert und diese Interpretation überprüft werden. Wird dem Objekt die überlieferte Substanz genommen, verliert es seine Denkmaleigenschaft unwiederbringlich.
Ein Objekt aus vergangener Zeit wird durch menschliches Erkennen und Interpretieren zum Denkmal.
Jede Epoche nimmt neue Denkmäler wahr und interpretiert die bestehenden Denkmäler neu. Dabei besteht die Gefahr zur Reduktion auf die zeitgenössische Interpretation, zu Vereinnahmung, Vereinfachung und Verfälschung. Deshalb muss das Denkmal in seiner als historisch bedeutsam bewerteten Materialität erhalten bleiben. Nur damit ist ein neuer Zugang zum Denkmal möglich. Historische Objekte, die mit historischen, archäologischen oder naturwissenschaftlichen Methoden vermutet oder nachgewiesen sind, indessen noch nicht vollständig erkannt und interpretiert werden können, sind wie Denkmäler zu behandeln